Antwort auf die Frage, was soll das Kind bloß mal werden?

DSC_0040.geaendertKabarettabend der SPD Linden mit Gerhard Merz

Lindens SPD-Vorsitzender Sebastian Körn begrüßte mit dem Gießener Landtagsabgeordneten Gerhard Merz einen der „profiliertesten Redner des Hessischen Landtags“ (FAZ). Merz redet nicht nur gut, sondern er verfolgt sehr aufmerksam auch die Reden der Abgeordnetenkolleginnen und -kollegen, immer auf der Suche nach Papyrrhussiegen, wie er jene sprachlich völlig verunglückten Aussagen nennt, die er seit einigen Jahren aufschreibt und sammelt. Über 1250 solcher sprachlicher Fehlgriffe, Politikersprech irgendwo zwischen Blödsinn und Genie, hat er inzwischen zusammengetragen und daraus eine regelmäßige Kolumne auf fuldainfo.de und auch ein Buch gemacht. Der Papyrrhussieg ist eine Schöpfung von Merz` Fraktionsvorsitzenden und SPD-Bundesvize Thorsten Schäfer-Gümbel und meint natürlich den antiken Pyrrhussieg, einen so verlustreichen Sieg, dass man ihn besser nicht errungen hätte. Ein brillanter Begriff, doch, so Merz, immer wenn man glaubt, eine solche Fehlleistung sei nicht zu toppen, dann wird es noch besser: Anlässlich der Wiederwahl von Barack Obama zum US-Präsidenten, saß einst bei Anne Will ein in den USA lebender deutscher Unternehmer und Romney-Unterstützer und erklärt dem Publikum, Obamas Erfolg könne sich als Phallussieg erweisen. „Abgesehen davon, dass man bei Phallussieg eher an Clinton als an Obama gedacht hätte“ (Merz), gehen die Fehlleisungen trotzdem munter weiter. Da redete ein Kreisbeigeordneter an der Bergstraße „in öffentlicher Sitzung“ vom Syphilissieg, „die konsequente Fortentwicklung des Phallussieges! (Merz)“ und schließlich der Bürgermeister von Merz´ Heimatstadt Groß-Umstadt von einer Syphilisarbeit, die zu leisten sei.

Als hessischer Ministerpräsident berichtet Merz im Rahmen seiner Neujahrsansprache über eine 105-prozentige Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Papyrrhussiegen und hässlichen Wörtern, die die Landesregierung verwirklichen konnte. Nach wie vor habe ein Kind aus einer Arbeiterfamilie eine fünfmal schlechtere Chance zu einem Papyrrhussieg zu kommen, als ein Kind aus einer Akademikerfamilie. Zu den sprachverwirrten Highlights des vergangenen Jahres gehört das „gegenderte Wort“ an die „Gemeinden und Gemeindinnen“ von Finanzminister Dr. Schäfer ebenso wie die Aussage einer Kollegin der Linken, „die Grünen würden sich an der Umwelt-Enzyklika des Papstes die Finger verbrennen wie der Teufel am Weihwasser.“ Der nordhessische SPD-Abgeordnete Timon Gremmels machte klar: „Man kann die ahle Worscht nicht erst ins Schaufenster hängen und sie dann im Regen stehen lassen!“ In der Plenardebatte zur Flüchtlingspolitik konnte außerdem festgestellt werden, „dass im Flaschenhals noch nicht alle Räder in einander greifen!“ „Der gefällt mir besonders gut, der ist nämlich von mir“, so Merz, der erläutert, wie es zu so schiefen Bildern kommt: „Dies ist ein Klassiker. Man hat zwei Bilder im Kopf und in der Hitze der Debatte vermischt man sie zu einem, missglückten.“

So konnte Merz auch eine Antwort auf die wichtigste Frage aller besorgten Eltern geben: Was soll das Kind bloß einmal werden? Aus hässlichen Worten und anderem Sprachmüll hat er eine Liste von über 100 Berufen von A bis Z erstellt, die dem Nachwuchs definitiv in eine ökonomisch abgesicherte Zukunft bieten. Dazu gehört der Drohkulissenschieber ebenso wie der Königswegpflasterer, der Unkenrufer und der Verschiebebahnhofvorsteher. Ein Ausblick auf das reichhaltige Angebot an Tiersendungen im deutschen Fernsehen und auf die absurdesten Ranking-Shows, „hr: 50 Orte, wo ein Hesse nicht gewesen sein muss. Platz 1: Orte wo es Handkäs gibt“, rundete den Abend ab.

Das Publikum dankte dem Referenten für einen höchst unterhaltsamen und amüsanten Abend mit einem herzlichen Applaus und mit dem Erwerb einiger seiner Bücher, die der Autor vor der Übergabe natürlich von Hand signieren musste.